„BLINDSPACE“ – FÜR ARCHITEKTEN???
Das ist doch wohl DER Sinn auf den wir am allerwenigsten verzichten können, ist mein erster Gedanke. Aber trotzdem ist da dieses Interesse, dieses unbändige Hingezogensein. Wie würde es sein einmal nicht optisch be-urteilen zu müssen, Räume, Dinge, Personen. Wie würde es sich anfühlen die Augen ruhen lassen (müssen), zu hören, zu spüren, womöglich gar zu riechen und zu schmecken? Was ist denn ein Raum, den man nicht sehen kann, gibt es den überhaupt? Existiert für Blinde Architektur?
Aufgehoben sein im Dunkel wie in „Abrahams Schoss“, sicheres schwarzes Nichts. Zu erfahren, dass man auch ohne Augen lebt, dass man auch ohne zu sehen er-lebt, dass man wahrgenommen wird ohne gesehen zu werden, war wohl der tiefgehendste Eindruck in diesen beiden Tagen. Welche Entlastung einmal nicht zu blicken und nicht erblickt zu werden. Welch Ruhe stellt sich ein! Die anderen Sinne arbeiten nicht so schnell, wohl auch weil sie nicht so geschult sind. Auf sie angewiesen, nimmt man sich mit dem Beurteilen von Situationen – zwangsläufig -mehr Zeit.
Die ersten, oberflächlichen Schlüsse, die man daraus ziehen kann – für meinen Beruf als Architektin sicher wichtig – sind, welche Anforderungen Blinde an Architektur, an Räume stellen, um in ihnen leben zu können. Dies erscheint mir aber geradezu als Nebeneffekt zu den persönlichen, ergreifenden Erlebnissen der Räume, Landschaften, Bauten und Figuren, die im Innen ungehindert entstehen dürfen, wenn man endlich einmal nicht mehr schauen muss.
Architektin DI, Salzburg